Baugewerbe: Volle Auftragsbücher und fehlendes Personal
Für das Jahr 2018 erwartet der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) in Berlin, Felix Pakleppa, für das Baugewerbe einen Umsatzzuwachs von 5,5 % auf 120 Mrd. Euro. Ähnlich soll das Wachstum für 2019 ausfallen.
Deutliches Wachstum im Wohnungsbau
Ähnlich positive Nachrichten meldet das Statistische Bundesamt mit seiner Statistik über den weiteren stetigen Zuwachs von Genehmigungen im Wohnungsbau. Von Januar bis Juli 2018 wurden 3.900 mehr Baugenehmigungen erteilt als im Vorjahresvergleichszeitraum. Dies entspricht einem Zuwachs von 1,9 %. Gestiegen ist dabei die Zahl der Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser. Dahingehend rückläufig ist die Zahl der Baugenehmigungen für Zweifamilienhäuser (- 2,8 %) und Einfamilienhäuser (- 0,2 %).
Die Bauunternehmen arbeiten intensiv an der Abarbeitung der Auftragsbestände. Laut ZDB steigerte sich die Bauleistung im Wohnungsbau allein im Juni dieses Jahres um 9 %. Auch im Wohnungsbau erwartet der ZDB ein Umsatzwachstum von 5,5 % auf 44,1 Mrd. Euro, wenn die erwarteten ca. 300.000 neuen Wohnungen fertigstellt werden.
Mehr Beschäftigte in 2018
Um die erforderliche Bauleistung im Wohnungsbau, Öffentlichen- und Wirtschaftsbau erbringen zu können wird eine große Zahl Beschäftigter benötigt. In den letzten Jahren hat das Bauhauptgewebe kontinuierlich die Zahl seiner Beschäftigten auf ca. 807.000 Personen im Jahr 2017 erhöht. Für 2018 rechnet Pakleppa mit einem Zuwachs auf knapp 830.000 Mitarbeiter.
Laut Pakleppa sind die Kapazitäten der Bauunternehmen gut ausgelastet. Preissteigerungen für Bauleistungen seien in erster Linie auf gestiegene Preise für eingekaufte Materialien wie Holz, Beton sowie Stahlbeton und Tariferhöhungen zurückzuführen.
Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) hat die Zahl der Beschäftigten im Baugewerbe zwischen 2009 und 2015 um gut 6 % zugelegt. Zu diesem Zeitpunkt lag dieser Zuwachs hinter der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungsdynamik.
Fachkräftemangel
Für den ZDB stellt der Fachkräftemangel das größte Hemmnis für einen größeren Zuwachs der Beschäftigten dar. Stellen für Meister seien in der Baubranche rund 160 Tage vakant. Diese Zahl liegt deutlich über der durchschnittlichen Engpassgrenze von 100 Tagen.
Deutschlandweit waren nach Erhebungen des IAB im Rahmen einer Betriebsbefragung rund 119.000 Stellen im Baugewerbe im zweiten Quartal 2018 offen. Das entspricht rund 10 Prozent der derzeit unbesetzten Stellen in Deutschland. Zum Vorjahreszeitraum ergab sich ein weiterer Zuwachs der offenen Stellen um 19.000. Besonders kleine Betriebe sind auf der Suche nach neuen qualifizierten Mitarbeitern.
Deutliche Steigerung der Arbeitsstunden
Um die Auftragsbestände abzuarbeiten führt der Fachkräftemangel zu der Notwendigkeit von Mehrarbeiten der bereits angestellten Beschäftigten. Im Juni dieses Jahres wurden allein nach Angaben des ZDB 52,4 Millionen Arbeitsstunden auf Baustellen in Deutschland geleistet. Das entspricht einer Steigerung der Arbeitsstunden von 6,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Diese Steigerung der Arbeitsstunden fängt allerdings nicht die große Nachfrage an Bauleistungen auf, um diese zu decken. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie rechnet damit, dass der Mangel an qualifizierten Beschäftigten dazu führe, dass sich die Fertigstellungszeiten besonders im Wohnungsbau verlängern. Die Bauindustrie profitiere von der hohen Nachfrage. Die Umsätze sind in der ersten Jahreshälfte auf 35 Mrd. Euro gestiegen: Ein Höchstwert seit 1995.
Ausbildung im Handwerk
Mangelnde Bereitschaft Junge Menschen auszubilden gibt es im Handwerk nicht. Bundesweit wird nach Angaben des IAB jeder vierte betriebliche Auszubildende im Handwerk ausgebildet. Der Ausbildungsanteil des Handwerks ist demnach mehr als doppelt so hoch wie sein Anteil an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Die Ausbildungsquote der gewerblich-technischen Ausbildungsgänge bei den zulassungspflichtigen Handwerken belief sich im Jahr 2014 auf 9,6 %. Im Bauhauptgewerbe absolvieren laut ZDB Anfang 2018 rund 35.000 junge Menschen in rund 15.000 Betrieben eine Ausbildung.
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