Baubranche: Droht der Kollaps?
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Aufgrund des gravierenden Fachkräftemangels sieht die IG Bau aktuell eine beträchtliche Gefahr
für einen Kollaps im Bausektor. Die Anzahl an offenen Stellen in der Branche hat sich laut einer
Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gegenüber dem Jahr
2010 vervierfacht. Laut IG BAU-Bundesvorstand Carsten Burckhardt ist diese Problematik
hausgemacht und auf die Unternehmen zurückzuführen – diese hätte versäumt, ihre Branche
attraktiver zu gestalten um damit den Nachwuchs zu gewinnen.
190.000 Stellen unbesetzt
Weder die Corona-Krise, noch die Rohstoffknappheit oder der Ukrainekrieg stellen laut
Pressemitteilung der IG-Bau aktuell die größte Gefahr für die Baubranche dar, sondern der Mangel
an Fachkräften. Laut der IAB-Studie bleiben am Bau deutschlandweit aktuell ca. 190.000 Stellen
unbesetzt. Es sei bezeichnenden und gleichzeitig besorgniserregend, so Burckhardt in der
Pressemitteilung weiter, dass gerade der Bausektor im gesamtwirtschaftlichen Vergleich einen so
massiven Mangel an Fachkräften verzeichnet. Während der vergangenen zehn Jahren erlebte die
Branche einen nie dagewesenen Boom, welcher jedoch nicht dazu führte, dass die Löhne
entsprechend angehoben wurden, um damit die Attraktivtät der Branche zu erhöhen.
Hausgemachte Problematik
Eher das Gegenteil war der Fall. Im Frühjahr hatte der Unternehmerverband die brancheninternen
Mindestlöhne für nichtig erklärt, wodurch Arbeitnehmer am Bau nun auch legal mit dem
gesetzlichen Mindestlohn von 9,82 € beschäftigt werden konnten. Auf Burckhard wirkt dieses
Verhalten wie eine „kamikazehafte Irrfahrt der Branche“. Bei einer solchen Form des Lohndumping
dürfe man sich nicht wundern, wenn Arbeitskräfte in andere, weniger körperlich belastende
Branchen abwandern. Die Arbeitslast bleibt allerdings dieselbe, nur würde sie nun noch stärker auf
den Rücken der verbleibenden Arbeitskräfte verteilt werden – bleibt nur offen, wie lange diese Last
noch zu stemmen ist.