Illegale Baustellenjobs im Visier – Zoll verstärkt Schwerpunktkontrollen gegen Schwarzarbeit
Am 16. Juni 2025 rollte der Zoll bundesweit an – im Rahmen einer groß angelegten Schwerpunktprüfung rückten rund 2.800 Einsatzkräfte der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) auf Baustellen im gesamten Bundesgebiet aus. Ziel der konzertierten Aktion: Verstöße gegen das Sozialversicherungsrecht, illegale Beschäftigung, Mindestlohnverstöße und der Missbrauch von Sozialleistungen. Die Bauwirtschaft gilt als besonders anfällig für solche Delikte.
Fluchtversuche, falsche Visa und zahlreiche Verdachtsfälle im Osten Brandenburgs
Im Osten Brandenburgs kontrollierten 65 FKS-Beamtinnen und -Beamte des Hauptzollamts Frankfurt (Oder) mehrere Baustellen. Auf einer Großbaustelle nordöstlich von Berlin versuchten etwa 15 Personen noch beim Eintreffen der Einsatzkräfte zu fliehen. Andere blieben – darunter vier moldawische Arbeiter, die als Touristen eingereist waren, aber nach eigenen Angaben bereits seit Wochen auf der Baustelle tätig waren. Da mit Arbeitsaufnahme die Visafreiheit erlischt, übernahm die Bundespolizei die weiteren Maßnahmen. Insgesamt wurden 216 Personen befragt und erste Prüfungen von Geschäftsunterlagen eingeleitet. Die Bilanz: zehn Strafverfahren, 17 Ordnungswidrigkeitsverfahren – und in 40 Fällen weitere Ermittlungen.
Unter- und Oberfranken: Aufenthaltsverstöße, fehlende Sozialbeiträge, Haftbefehl
Auch in Bayern gab es rege Aktivitäten: Das Hauptzollamt Schweinfurt überprüfte mit 85 Kräften rund 165 Beschäftigte auf Baustellen in Unterfranken und Teilen Oberfrankens. Das Ergebnis: 13 ausländische Beschäftigte konnten keine gültigen Aufenthaltstitel vorweisen, 23 Verdachtsfälle betreffen nicht abgeführte Sozialversicherungsbeiträge. In elf Fällen wurde der Mindestlohn unterschritten – ein Arbeiter wurde sogar mit offenem Haftbefehl angetroffen. Zudem stellte der Zoll Fälle von Scheinselbstständigkeit und nicht eingehaltenen Meldepflichten fest. Die Ermittlungen dauern an – in enger Zusammenarbeit mit Rentenversicherung und Ausländerbehörden.
Regensburg, Weiden und Hof: IG BAU warnt vor Personalmangel
Auch in der Oberpfalz und Teilen Oberfrankens war der Zoll unterwegs: 72 Kräfte des Hauptzollamts Regensburg kontrollierten Baustellen an mehreren Standorten. Dabei wurden 126 Beschäftigte befragt. 27 Sachverhalte werden nun genauer unter die Lupe genommen, darunter Hinweise auf fehlende Sozialabgaben und illegale Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte. Die IG BAU mahnt: Trotz gezielter Einsätze sei die Kontrollfrequenz zu niedrig. Um wirklich effektiv gegen Schwarzarbeit vorzugehen, brauche es deutlich mehr Personal – bundesweit mindestens 16.000 Kontrolleure, so die Forderung.
Zoll stellt auf Qualität statt Quantität – doch die Gewerkschaft bleibt skeptisch.
In Sachsen setzt man inzwischen auf gezieltere Prüfungen. Statt möglichst viele, sollen künftig vor allem komplexere, risikoorientierte Fälle bearbeitet werden. Laut Hauptzollamt Dresden habe man die Zahl der Ermittler zwar aufgestockt – doch die Täter würden immer professioneller, die Verfahren immer aufwendiger. Die Folge: Trotz mehr Personal bleibt der Eindruck bestehen, dass zu selten kontrolliert wird. Die IG BAU warnt: Ohne regelmäßige Präsenz auf Baustellen und Rastplätzen drohe ein Rückfall in alte Zustände.
Ein gefährliches Spiel mit unfairen Regeln
Die Schwerpunktkontrolle vom 16. Juni zeigt: Schwarzarbeit auf dem Bau bleibt ein strukturelles Problem – trotz erhöhter Mindestlöhne, verschärfter Gesetze und intensivierter Zollarbeit. Die Dunkelziffer ist hoch, die Kontrollen aufwendig, die Täter oft gut organisiert. Die Gewerkschaft fordert daher mehr Ressourcen für die Finanzkontrolle Schwarzarbeit – nicht nur für vereinzelte Großeinsätze, sondern für eine dauerhafte und spürbare Präsenz vor Ort. Denn nur so kann illegale Beschäftigung wirksam bekämpft und faire Arbeit gesichert werden.
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Redaktion
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