Sommer 2025: IG BAU fordert Klima-Kurzarbeitergeld
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Bei Hitze malochen bis zum Umfallen? IG BAU fordert Klima-Kurzarbeitergeld
Asphalt, Staub, 34 Grad im Schatten – willkommen auf dem Sommer-Bau. Während andere in klimatisierten Büros oder im Freibad Schutz suchen, schuften Hunderttausende auf Deutschlands Baustellen unter glühender Sonne. Die IG BAU fordert jetzt: Schluss mit der Hitzetoleranz. Her mit dem Klima-Kurzarbeitergeld.
„Wenn der Asphalt von unten glüht und die Sonne von oben brennt, arbeiten Bauarbeiter in einer Art Hitzesandwich“, sagt Carsten Burckhardt vom IG BAU-Bundesvorstand. Der Bau sei längst zu einem der Klimarisikoberufe geworden – und das nicht nur gefühlt, sondern messbar: 2023 war Hautkrebs laut BG Bau mit knapp 3.000 Meldungen die zweithäufigste Berufskrankheit im Baugewerbe.
Wenn trinken und cremen nicht mehr reicht
Die Gewerkschaft fordert deshalb ein ganzjähriges Klima-Kurzarbeitergeld. Bislang greift das Saison-Kurzarbeitergeld nur bei Kälte oder Schneefall im Winter (Dezember bis März). Die IG BAU möchte es auf die heißen Monate ausdehnen – denn Hitzetage sind heute keine Ausnahme mehr, sondern Realität. Die Idee: Wenn Temperaturen so hoch sind, dass Arbeiten unzumutbar wird (also nicht gearbeitet werden kann), sollen Beschäftigte – wie im Winter – Kurzarbeitergeld beziehen können: 60?% des Nettoverdienstes (bzw. 67?% mit Kind).
Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG BAU, sieht darin eine zwingende Maßnahme: „Es darf nicht sein, dass Bauarbeiter durch den Klimawandel entweder krank werden oder Einkommensverluste riskieren.“ Gemeinsam mit den Bauarbeitgebern sucht man aktuell den Schulterschluss mit dem Bundesministerium für Arbeit.
Tariflösung beim Dach: Vorbild für alle?
Dass es auch jetzt schon anders geht, zeigt das Dachdeckerhandwerk: Hier regelt ein spezieller Tarifvertrag, dass bei Hitzearbeit ein Ausfallgeld gezahlt wird – 75?% des Stundenlohns übernimmt die Sozialkasse des Dachdeckerhandwerks (SOKA-DACH). Doch diese Lösung ist die Ausnahme, nicht die Regel – und für viele andere Bau-, Garten-, Land- und Forstarbeiter schlicht nicht verfügbar.
Gesundheitsschutz oder Luxusdebatte?
Die Forderung nach einem Hitzeschutz-Kurzarbeitergeld wirkt auf manche wie eine Sommerlaune – doch wer so denkt, hat vermutlich nie mit Presslufthammer, Schubkarre und Schweißperlen auf einem Flachdach gestanden. Bauarbeit bei 35?°C ist nicht nur unangenehm, sondern gesundheitsgefährdend: Hitzekrämpfe, Kreislaufversagen, Dehydrierung, Sonnenstich – oder schleichende Spätfolgen wie Hautkrebs.
Die IG BAU fordert deshalb zusätzlich:
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Alle 60 Minuten eine bezahlte Pause von 15 Minuten
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Kostenlose Bereitstellung von Getränken, UV-Schutzkleidung und Hautschutz
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Regelmäßige Kontrollen durch Gewerbeaufsicht und Berufsgenossenschaften, um „schwarze Schafe“ unter den Unternehmen zu identifizieren
Wenn der Kreislauf aufgibt
Mediziner warnen seit Jahren: Bei Temperaturen ab 30 Grad steigen die Risiken für körperlich arbeitende Menschen exponentiell. Besonders gefährdet sind ältere Beschäftigte, Menschen mit Vorerkrankungen – und natürlich alle, die sich dauerhaft draußen aufhalten. „Schon ein Flüssigkeitsverlust von zwei Prozent wirkt sich negativ auf die Leistungsfähigkeit aus“, heißt es in einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin.
Klima-Arbeitsschutz ist kein Komfort, sondern Pflicht
Der Klimawandel ist da. Und mit ihm auch neue Anforderungen an die Arbeitswelt. Dass Schlechtwetterregelungen längst zum Winter gehören, ist gesellschaftlicher Konsens. Die Sommerhitze – mit ihren gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen – erfordert dieselbe Aufmerksamkeit.
Ob das Klima-Kurzarbeitergeld bundesweit kommt, liegt jetzt in den Händen der Politik. Doch wer Gesundheitsschutz im Sommer weiter für Luxus hält, riskiert nicht weniger als den Kollaps – erst auf der Baustelle, dann im System.
Bild: Adobe Stock

