Die Wohnungsbaukrise ist kein Naturgesetz
Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zu den Auftragseingängen im Wohnungsbau für Mai 2024 kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, so: „Die Auftragslage im Wohnungsbau bleibt enttäuschend. Im Mai gingen die Bestellungen im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent zurück, kumuliert fehlen bis Mai 2024 etwa 4 Prozent bzw. ca. 260 Mio. Euro. Im Vergleich zu 2022 sind es sogar 2,6 Mrd. Euro weniger, was einem realen Rückgang von ca. 35 Prozent entspricht.“
Diese Abwärtsspirale trifft Mieter und Hausbauer gleichermaßen, die bezahlbare Wohnungen oder Eigenheime suchen. Hohe Bauzinsen und strenge Energieanforderungen schrecken ab. Dabei wissen alle in der Branche: Die Wohnungsbaukrise ist kein Naturgesetz. Die Politik könnte durch weniger energetische Vorgaben, attraktivere Förderungen und höhere Zinsstützen das Bauen attraktiver machen. Besonders schmerzlich vermisst wird die 2022 gestrichene EH 55-Förderung. Die EH 55-Förderung war ein KfW-Programm, das den Bau und die Sanierung von besonders energieeffizienten Gebäuden unterstützte, die nur 55 % der Energie eines Standardgebäudes verbrauchen. Die Förderung bot zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse, wurde aber 2022 eingestellt.
Für die Baubranche wäre eine Reduzierung der über 20.000 Bauvorschriften ein großer Segen. Unnötige Baustandards sollten rechtssicher abgeschafft werden, vor allem im Bereich Tritt- und Schallschutz, ohne die Qualität zu mindern. Die Baubranche setzt große Hoffnungen auf den Gebäudetyp E. Dieser bezeichnet Gebäude, die einen besonders hohen energetischen Standard erfüllen. In der Regel handelt es sich dabei um sehr energieeffiziente oder „plusenergie“-Gebäude, die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.
Umsatz im Bauhauptgewerbe stagniert
Der Umsatz im Bauhauptgewerbe liegt bis Mai bei knapp 39 Mrd. Euro, auf Vorjahresniveau (-0,2 Prozent). Die Umsatzzuwächse im Wirtschaftsbau (+2,6 Prozent auf ca. 17,4 Mrd. Euro) und im öffentlichen Bau (+5 Prozent auf 12,7 Mrd. Euro) gleichen das Minus im Wohnungsbau (gut 11 Prozent) aus. Der Tiefbau, besonders im Bereich Verkehrsinfrastruktur und Energieinfrastruktur, trägt die Zuwächse (+8,4 Prozent).
Die Order im Tiefbau im Wirtschaftsbau fielen im Mai um 9 Prozent, was auf einen Basiseffekt zurückzuführen ist, da im Vorjahr Großprojekte die Order erhöht hatten. Es wird weiterhin eine positive Entwicklung der Nachfrage im Bereich Mobilitäts- und Energieinfrastruktur, mit einem bisherigen Orderzuwachs von ca. 800 Mio. Euro (+9 Prozent) erwartet.
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Redaktion
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