Klau am Bau – Baustellen in Thüringen im Visier organisierter Diebe
In Thüringen reißen die Diebstähle auf Baustellen nicht ab. Was früher als Ärgernis galt, hat mittlerweile Dimensionen angenommen, die an organisierte Kriminalität erinnern – und die gesamte Baubranche spürbar unter Druck setzen.
Laut vorläufigen Zahlen des Landeskriminalamtes wurden bis einschließlich Oktober 374 Baustellendiebstähle registriert, nur leicht weniger als im Vorjahr. Beim Buntmetalldiebstahl zählt die Polizei 484 Fälle, die meisten davon ebenfalls auf Baustellen. In rund 200 weiteren Fällen traf es Kirchen, Garagen oder Einfamilienhäuser. Besonders belastend sind Fälle, in denen große Mengen Material oder sogar schwere Baumaschinen verschwinden. Die Schadenssummen liegen häufig im mittleren bis hohen fünfstelligen Bereich. Viele Unternehmen äußern sich nicht öffentlich – aus Sorge, Nachahmer anzulocken.
Vincent Kopp, Landesgeschäftsführer des Bauindustrie-Verbandes Hessen-Thüringen, bringt es pragmatisch auf den Punkt: „Baustellendiebstahl bleibt ein anhaltendes und ärgerliches Problem.“ Auf größeren Baustellen seien daher zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen inzwischen Standard: Videoüberwachung, Beleuchtung, Wachschutz. Diese Mehrkosten tragen am Ende meist die Bauherren.
Neue Realität auf der Baustelle
Auch der Alltag auf Baustellen verändert sich. Fahrzeuge werden wegen Kraftstoffdiebstählen inzwischen nur noch morgens in Anwesenheit des Personals betankt. Das kann den Arbeitsbeginn verzögern – gerade dann, wenn mehrere Maschinen erst startklar gemacht werden müssen.
Laut Klaus Maskort, Geschäftsführer des Sicherheitsdienstleisters BauWatch, professionalisieren sich die Tätergruppen zunehmend. Organisierte Netzwerke mit „erheblichem technischen Know-how“ gingen gezielt vor. Für den im Oktober veröffentlichten „Crime Report“ seines Unternehmens wurden 500 Branchenvertreter befragt. 64 Prozent von ihnen sind überzeugt, dass Baustellenkriminalität zugenommen hat. Die Folgen sind spürbar: Im Durchschnitt verzögern sich Bauprojekte durch Diebstähle um ein bis vier Wochen. Ein Ende der Entwicklung ist bislang nicht in Sicht.
Quelle: dpa
Bild: Yury Kim, pexels.com
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