Vom Schrottplatzstar zum Familienprojekt: Liebherr-Bagger R 901 bekommt ein zweites Leben
Wenn Maschinen reden könnten, hätte dieser hier vermutlich einiges zu erzählen. Der Liebherr R 901 – Baujahr 1968, kantig, kernig, zehn Tonnen schwer – hat Jahrzehnte lang zuverlässig alles in seine Schaufel genommen, was ihm vor die Ketten kam. Zuletzt stand er auf einem Altmetallhof und half dabei, Schrott von Anhängern zu verladen. Ein ehrliches Arbeiterleben also – bis der Motor eines Tages den Dienst quittierte. Plötzlich rückte für den Oldie selbst die Verschrottung in bedrohliche Nähe.
Doch manchmal braucht es nur den richtigen Menschen zur richtigen Zeit. Ein gelernter Industriemechaniker stieß zufällig auf ein Inserat, das genau diesen R 901 zeigte – abgestellt, heruntergekommen, aber noch immer mit einer Aura von „Ich kann noch“. Für viele wäre es einfach ein Haufen Altmetall gewesen. Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick.
„Ich suchte eigentlich einen Bagger für meinen Hausbau, aber als ich den R 901 gesehen habe, wusste ich sofort, dass man so ein Stück Geschichte nicht einfach entsorgen darf“, erzählt der neue Besitzer. Was als spontane Idee begann, endete in einer umfassenden Rettungsaktion.
Eine Restaurierung, die zur Familiensache wurde
Der R 901 wurde kurzerhand aufgeladen, nach Hause gebracht – und verwandelte die freie Zeit der Familie für die nächsten Monate in ein Schrauberabenteuer. Vater, Sohn und Bruder arbeiteten Hand in Hand daran, das technische Denkmal wieder in Bewegung zu bringen.
Zunächst gab es eine Art „medizinischen Notfallplan“:
• Die Steuerung wurde auf die heute übliche Eurosteuerung umgebaut.
• Hydraulik und Motor wurden repariert, Leckagen beseitigt.
• Und das Blechkleid bekam eine intensive Schönheitskur – schließlich will man in Würde altern.
Die größte Herausforderung? Abgenutzte Bauteile und fehlende Scheiben. Aber die robuste Technik der damaligen Zeit machte vieles einfacher – keine Elektronik, die beleidigt reagiert, wenn man sie falsch anschaut. „Die Maschinen sind zuverlässig und erstaunlich komfortabel“, sagt der Besitzer. Und das glaubt man ihm sofort.
Ein Oldtimer in Rente – mit erstaunlich viel Freizeitbeschäftigung
Im Sommer dieses Jahres durfte der R 901 dann seinen großen Auftritt feiern. Bei der Eröffnung der neuen Umgehungsstraße B58n in Beckum stand der restaurierte Bagger plötzlich im Rampenlicht. Besucher staunten nicht schlecht: Ein 55 Jahre alter Raupenbagger, der aussieht, als hätte er gerade erst eine Generalinspektion hinter sich – und der sogar noch funktioniert.
Vor allem die jüngsten Gäste waren begeistert. Während die Erwachsenen über Technik fachsimpelten, wollten die Kinder am liebsten gleich einziehen in das knallgelbe Gefährt.
Jetzt, wo der R 901 offiziell im Ruhestand ist, genießt er seine „Rente“ sehr aktiv – vermutlich aktiver als so mancher Mensch. Auf dem Privatgelände hilft er beim Reinigen von Gräben, hebt Erde aus, und wenn es um Teichprojekte geht, ist er sowieso sofort zur Stelle.
Sein Besitzer lacht: „Und wer rastet, der rostet.“
Das gilt offenbar nicht nur für Menschen, sondern auch für Maschinen mit Charakter.
Quelle: bau.bi
Bild: Liebherr
Redaktion
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