Baugewerbe und demographische Entwicklung - Wohnen im Alter
Teil 1: Stadtplanung und Wohnungsbau in Zeiten des demographischen Wandels
Der Anteil älterer Menschen nimmt Jahr für Jahr zu. Laut statistischem Bundesamt werden in wenigen Jahrzehnten bereits mehr als 29 Prozent der Gesamtbevölkerung 65 Jahre oder älter sein. Die anhaltend schwachen Geburtenraten einerseits sowie die gestiegene Lebenserwartung andererseits sind die Ursachen für diese Entwicklung. Dieser Gesellschaftswandel ist in vielen Ländern zu beobachten und hat Auswirkungen auf die verschiedensten Lebensbereiche - nicht zuletzt auf die die Art, wie wir wohnen und auf den Ort, an dem wir wohnen.
Der demographische Wandel bewirkt somit auch Änderungen im Baugewerbe. Auf lange Sicht sind für die Baubranche gravierende Auswirkungen absehbar, insbesondere beim Wohnungsbau.
Denn durch immer kleiner werdende Haushalte werden Einfamilien- oder Reihenhäuser zu ungeeigneten Objekten. Vor allem die Größe und die Geschosszahl sind für ältere Menschen ungeeignet. Heutige Neubaugebiete können zukünftig außerdem schlecht mit der angemessenen Altenversorgung ausgestattet werden. Lange Wege zu Einkaufsmöglichkeiten sowie relativ schlechte Verkehrsanbindungen sind weitere Gründe, weshalb heutige Neubaugebiete für die älter werdenden Generationen nicht zweckmäßig sind.
Das typische Neubaugebiet von heute sieht etwa so aus: möglichst große und komfortable Wohneinheiten reihen sich an den Rändern der Städte aneinander. Viele öffentliche Fördergelder fließen in die Erschließung von Stadtrandgebieten,
während die Stadtzentren immer mehr der gewerblichen Nutzung überlassen werden. Doch das Baugewerbe muss dem demographischen Wandel vor allem mit Flexibilität begegnen und in eine andere Richtung denken. Vor allem derzeit geltende Standards sind entsprechend zu überdenken und auf die zukünftigen Gegebenheiten anzupassen.
Bestandsnutzung heißt das Zauberwort, das es auch entsprechend umzusetzen gilt. Die vorhandenen Flächen müssen mit Bedacht genutzt werden, um eine vollkommene Verknappung sowie späteres Leerstehen zu vermeiden. Dies hätte auch auf finanzieller Ebene nicht unerhebliche Auswirkungen - für die Städte, Gemeinden, aber auch für die Bewohner. Denn die nicht mehr genutzten Flächen müssen dennoch weiter instand gehalten werden. Daher heißt es hier für alle Seiten: Vorhandene Wohnbereiche geschickt nutzen, alte Substanz entsprechend erhalten und so auch zukünftigen Generationen ein praktisches und trotzdem auch schönes Wohnen garantieren.
Hierfür ist es auch nötig, die Ausbildung von Planern und Architekten entsprechend auszulegen, um die Grundlagen zu festigen und entsprechend auf den demographischen Wandel reagieren zu können. Besonders in Schrumpfungsräumen ist dieser Wandel in puncto Bestandsentwicklung und Umdenken von alten Steuerungs- bzw. Planungsinstrumenten von großer Bedeutung, um die bereits vorhandenen Flächen nach und nach anzupassen. Ebenso muss die Schonung noch ungenutzter Flächen mit hoher Priorität behandelt werden, um den demographischen Wandel im Baugewerbe auch gerecht zu werden.
Demnächst werden wir uns in einem weiteren Artikel zum Thema 'Baugewerbe und demographische Entwicklung' damit auseinandersetzen, welche Auswirkungen der Gesellschaftswandel auf die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen im Baugewerbe hat.
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