Bauwirtschaft mahnt: Ein Finanzpaket modernisiert noch kein Land
Der Bundestag hat mit den Stimmen von Union, SPD und Grünen ein umfassendes Finanzpaket beschlossen, das vor allem in die Bereiche Verteidigung und Infrastruktur investiert werden soll. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes begrüßt diesen Schritt grundsätzlich, mahnt jedoch an, dass finanzielle Mittel allein nicht ausreichen, um Deutschland zukunftsfähig zu machen.
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, betont: „Ein Sondervermögen in dieser Größenordnung ist ein bedeutender Schritt nach vorn. Doch ohne tiefgreifende Reformen in Verwaltung, Infrastrukturplanung, Digitalisierung und Sozialversicherungssystemen wird es keine nachhaltige Wirkung entfalten. Die Politik steht in der Pflicht, diesen finanziellen Kraftakt mit strukturellen Verbesserungen zu begleiten. Andernfalls droht das Paket, trotz seiner Dimension, nur ein kurzfristiger Strohfeuer-Effekt zu bleiben.“
Die Bauwirtschaft sieht den Beschluss als Meilenstein, ist jedoch skeptisch, ob dieser allein ausreicht, um den dringend benötigten Modernisierungsschub auszulösen. Insbesondere die Unternehmen des Baugewerbes benötigen Planungssicherheit. „Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer müssen wissen, in welchen Bereichen konkret investiert wird, um ihre Kapazitäten gezielt zu steuern“, so Pakleppa.
Abbau von Bürokratie unumgänglich
Eine der größten Herausforderungen bleibt der Bürokratieabbau. Derzeit entfallen im Autobahnbau bis zu 85 Prozent der Gesamtzeit auf langwierige Planungsverfahren – das eigentliche Bauen macht nur 15 Prozent aus. Diese Schieflage hemmt nicht nur den Fortschritt, sondern verteuert Projekte erheblich. „Wir brauchen dringend einen Verwaltungsturbo: Personalaufstockung in den Behörden, vereinfachte Genehmigungsverfahren und eine Beschleunigung der Planfeststellungsverfahren sind unumgänglich“, fordert Pakleppa. Besonders bei Ersatzneubauten müsse auf zeitraubende Prozesse verzichtet werden. Klare Stichtagsregelungen für Einsprüche und Technikvorschriften könnten weitere Verzögerungen vermeiden.
Ein weiteres Problem ist die Auslastung der Baubranche. Aktuell berichten 40 Prozent der Bauunternehmen von einem Auftragsmangel. Die Kapazitäten für neue Infrastrukturprojekte sind also vorhanden – doch es fehlt an schnellen und unbürokratischen Vergabeprozessen. „Die Bauwirtschaft ist bereit. Jetzt liegt es an der Politik, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Mittelständler genauso wie große Unternehmen ihre Ressourcen effektiv einsetzen können“, betont Pakleppa.
Die Entscheidung für das Sondervermögen markiert einen wichtigen Wendepunkt, doch ob daraus langfristig eine Erfolgsgeschichte wird, hängt maßgeblich davon ab, ob die Politik nun den Mut zu echten Strukturreformen aufbringt. Ohne diese bleibt das Finanzpaket eine teure, aber ineffektive Maßnahme.
Bild: Gerd Altmann from Pixabay
Redaktion
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