Uni Stuttgart testet neue Formen des Bauens
Auf dem Gelände der Stuttgarter Universität testen Forscher des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK), wie zukünftige Gebäude nachhaltig erbaut werden können. Dazu wurde ein 37 Meter hohes Konstrukt aus Holz und Stahl errichtet. Mit einem Budget von 40 Millionen Euro und weiteren Fördermitteln verfügt die Universität über einen Geldtopf, der für die Bauforschung in Europa einmalig ist. In den folgenden Jahren sollen an und in dem Testgebäude die unterschiedlichsten Materialien getestet werden, um Erkenntnisse zu den Themen nachhaltiges und sicheres Bauen zu erlangen.
Das neu erbaute adaptive Hochhaus verfügt über die Funktion, sich an veränderte Wetterverhältnisse anzupassen. So färbt sich das Dach im Winter schwarz, um Wärme zu speichern und im Sommer weiß, um die Sonne abzuweisen. Dies ist ein großer Vorteil zu dem üblich verbauten Terrakotta-Ton-Dachplatten.
Der Turm ist auch gegen starke Winde geschützt, trotz einer Materialeinsparung von bis zu 50 Prozent gegenüber anderen Gebäuden. Das Hochhaus ist so konstruiert, dass es starke Schwingungen mittels 24 Hydraulikzylindern, welche den Stahl um wenige Millimeter verschieben, ausgleichen kann. Dazu registrieren eingebaute Dehnungsstreifen mithilfe von Sensoren Veränderungen. Menschen, die sich im Gebäude aufhalten, sollen davon nichts mitbekommen. Solche Konstrukte seien erst möglich, seitdem es Computer und Sensoren gebe. Die Frage ist allerdings auch, wie viel Technik man in ein Gebäude stecken möchte, ohne dass die Baukosten explodieren.
Oliver Sawodny, der Sprecher des Sonderforschungsbereichs äußerte sich wie folgt dazu:“ Die meisten Bauten sind so konstruiert, dass die Elemente so gut wie nie ausgelastet sind. Für den Moment, wo der schlimmste aller Stürme in 1000 Jahren mit dem schlimmsten Schneefall in 1000 Jahren aufeinander zusammentrifft.“ Für die Zeit, in der das nicht der Fall ist, seien die Konstruktionen überdimensioniert.
Auf dem Campus in Vaihingen, einer Stadt der Region Stuttgart, geht es um Grundlagenforschung. Wann die ersten Bauten mit der neuen Technik zum Einsatz kommen, sei nicht abzuschätzen, so Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg. „Wir reden bei dieser Technologie auch nicht über das Einfamilienhaus.“ Besonders relevant ist die Forschung für asiatische Metropolen, für die die wachsende Bevölkerung und die Gefahr von Erdbeben eine große Rolle spielen. 14 Institute der Stuttgarter Universität gehen nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2017 der Frage nach, „Wie kann mehr Wohnraum mit weniger Ressourcen geschaffen werden?“ Auch soziokulturelle Aspekte und Komfort spielen dabei eine wichtige Rolle. In den folgenden Jahren sollen an der Konstruktion die unterschiedlichsten Technologien getestet werden. Initiator und Architekt Professor Werner Sobek sagt:“ Am Ende ist es ein technologisches Wunderwerk.“
Bild: Universität Stuttgart, Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK)
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