Öffentliche Auftraggeber mit schlechter Zahlungsmoral: Bauunternehmen in Not
Ein Viertel der Unternehmen an Rhein und Ruhr klagt über schlechte Zahlungsmoral, insbesondere von öffentlichen Auftraggebern. Bauleiter Meyer ist davon stark betroffen. Auf einer Baustelle in Essen wird für einen Familienbetrieb eine Lagerhalle errichtet. Hier kann er sicher sein, dass die Rechnungen pünktlich bezahlt werden. Doch bei öffentlichen Aufträgen sieht das anders aus. „Wir geben in unseren Rechnungen ein Zahlungsziel von 18 Tagen an, warten jetzt aber seit zweieinhalb Monaten auf die Begleichung einer Rechnung“, so Meyer. Doch trotz der Probleme will er die Stadt nicht verärgern, da öffentliche Aufträge lukrativ sind.
Umfrage zeigt gravierende Verzögerungen
Laut einer Umfrage des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) bewerten über 25 % der Unternehmen das Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand als schlecht oder sehr schlecht. Bei privaten Auftraggebern sind es nur rund 5 %. Die Hälfte der befragten Firmen berichtet, dass öffentliche Auftraggeber Zahlungsfristen um bis zu einem Monat überschreiten, während 20 % der Firmen bis zu sechs Monate auf ihr Geld warten müssen. ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa kritisiert: „Manche Behörden lassen sich besonders lange Zeit, und unsere Betriebe haben dann meist das Nachsehen. Wir beklagen die schlechte Zahlungsmoral am Bau, die zusammen mit der Vorleistungspflicht eine erhebliche Liquiditätsbelastung für die Bauunternehmen darstellt.“
Bürokratie und Personalmangel als Hauptursachen
Meyer vermutet überbordende Bürokratie als Grund für die Verzögerungen. „Vor Auftragsvergaben müssen Baufirmen umfangreiche Leistungsverzeichnisse erstellen und die Rechnungen durchlaufen mehrere städtische Stellen“, erklärt er. Bernhard Baumann, Hauptgeschäftsführer bei „Bauverbände NRW“, fordert: „Wir brauchen transparente und verbindliche Zahlungsfristen sowie ein Ende der bürokratischen Hemmnisse, die unseren Unternehmen das Überleben erschweren.“
Ein Sprecher des Landesbauministeriums weist auf die Komplexität öffentlicher Bauvorhaben hin, die zu Verzögerungen führen könne. „Es gibt aber auch Zahlungsverzögerungen, die sich nicht begründen lassen. Der Redliche darf nicht der Dumme sein“, betont der Sprecher.
Insgesamt zeigt sich, dass die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hand für viele Bauunternehmen ein erhebliches Problem darstellt und dringend Lösungen erfordert, bevor es zu spät ist und weitere Firmen mangels Liquidität in Konkurs gehen müssen.
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Redaktion
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