Die Ratinger Seekuh
Eine Routinebegehung der Köster-Großbaustelle in Ratingen war die Ursache für eine archäologische Sensation. Zwei Wissenschaftler des Geologischen Dienstes NRW fanden Überreste einer vor etwa 28 Millionen Jahre lebenden Seekuh. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen wurde der Fund der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die Baustelle bedeutete das zunächst einen Baustopp – für die Öffentlichkeit Begeisterung.
Im Oligozän sah die Welt noch anders aus
Erdgeschichtlich zählt das Oligozän zum übergeordneten Erdzeitalter Tertiär und erstreckte sich über einen Zeitraum von 33,9 bis 23,03 Millionen Jahren vor unserer Zeit. Damals war die Antarktis noch mit Afrika und Australien verbunden. Die Alpen bildeten sich eben. Genau so wie die Apenninen und die Pyrenäen. Und viele weitere uns bekannte Gebirgszüge. Das Festland endete vor Köln, Niedersachsen stand größtenteils unter Wasser. Ebenso Thüringen und das restliche Ostdeutschland. Ratingen befand sich damals im küstennahen Flachmeergebiet. Die Erde kam aus einer Warmzeit, die CO2-Konzentration war von 1500 ppm auf 400 ppm abgesunken. Diese Konzentration entspricht dem heutigen Wert. Die arktische Vereisung bestand nur teilweise.
Das Rheinland ist reich an fossilen Fundstellen
Aus diesem Grund gibt es in NRW verschiedene Orte, an denen fossile Funde ausgestellt werden. Beispielsweise das Fossilum im Bochumer Tierpark. Dieses Museum bietet Interessierten Einblicke in die Lebenswelt vergangener Zeiten. Auch der Archaeopteryx, der biologisch eine Übergangsform zwischen theropoden Dinosauriern und Vögeln darstellt, ist dort zu sehen. Köln, Bonn, Bergisch Gladbach, die Eifel oder Wülfrath sind Orte mit archäologischen, paläontologischen Institutionen, bei denen erdgeschichtlich Interessantes ausgestellt wird. Eine Liste der Museen ist unterhalb des Artikels.
Die fachgerechte Bergung der Seekuhüberreste führte der Geologische Dienst NRW mit Unterstützung von Paläontologen und Archäologen der Köster GmbH und der Cube Real Estate GmbH durch.
Die Ratinger Seekuh gehört zu den wenigen gut erhaltenen Exemplaren dieser Fossilgruppe. Diese Seekühe weideten in küstennahen Gewässern subtropischer Meere, heute existieren noch vier Seekuharten, welche alle ausschließlich in ufernahen Regionen tropischer Gewässer grasen. Schließlich benötigt eine Seekuh bis zu 90 kg pflanzliche Nahrung täglich. Wissenschaftlich wurde dieser Ausnahmefund auch hinsichtlich des Lebensraumes im Geologischen Dienst NRW mit Unterstützung von Experten verschiedener Universitäten und Museen untersucht.
Links zum Thema:
Lesen Sie auch:
Bildquelle: Geologischer Dienst NRW